Mit Bedauern hat der Vorstand vom Hinschied von Matti Klaar in Estland Kenntnis genommen. Auf diesem Weg sprechen wir den Angehörigen auch im Namen aller Vereinsmitglieder unser herzliches Beileid aus.
Hier folgt das Schreiben, welches wir aus Estland erhalten haben:
Zum Tod von Matti Klaar (18.06 1939 – 19.12.2015)
Der ehemalige Honorargeneralkonsul der Schweiz, Matti Klaar verstarb am 19. Dezember nach langer Krankheit mit 76 Jahren an einem bösartigen Gehirnkrebs. Bis zum letzten Atemzug hatte ihn seine Gattin Liis Klaar (rechts im Bild) in den Tod begleitet. Bis zuletzt glaubte sie, ehemaliges Mitglied des estnischen Parlaments und aktiv für zahlreiche humanitäre Projekte daran, dass ihr Gatte aus dem Krankenhaus noch einmal nach Hause zurückkehren könnte. Die Familie hatte erst ein Jahr zuvor in der Gemeinde Viimsi, am Rand der estnischen Hauptstadt, ein ebenerdiges schmuckes Haus erworben, um dort gemeinsam den Lebensabend zu verbringen. (links im Bild Matti Klaar anlässlich eines Schweizer Nationalfeiertages) Matti Klaar blickte auf ein äusserst ereignisreiches, teils dramatisches Leben zurück. Im Alter von gerade Mal fünf Jahren ist seine Mutter Julia von der Insel Saaremaa stammend alleine mit ihren fünf Kindern Aino, Enno, Lembi, Matti und Peeter vor den anrückenden Sowjets aus dem damals noch von der Wehrmacht besetzten Estland mit vielen Zwischenstationen in Deutschland, Polen und Sudetenland nach Schweden geflohen. Der Vater Aleksander von der Insel Muhu stammend war im Krieg. Die Flüchtlingsfamilie erlebte schwere Entsagungen auf der Flucht. Mutter Julia Klaar fasst später die Erlebnisse in einem kleinen Buch mit dem Titel: „Kampf zum Überleben“ zusammen, welches noch ins Deutsch übersetzt werden sollte. Auch Matti, Sohn eines Bankfachmannes, besuchte mit seinen Geschwistern in Schweden die Schule und studierte schliesslich an der Stockholmer Uni Statistik und Kunstwissenschaft. 1965 heiratete Matti seine Liis, die gerade dabei war, in Schweden Karriere zu machen. Auch sie war Teil einer Flüchtlingsfamilie aus Estland. Die Beiden lernten sich in Stockholm kennen. Mattis Karriere im Bereich Rückversicherung begann 1967 bei der Firma „Swedish Atlas“ in Schweden als Vizeabteilungsleiter der Vermögensrückversicherung. Die Karriere setzte sich fort, als er 1973 durch Umstrukturierungen des Konzerns in der Schweiz einen Marketingabteilungsleiter Job für Skandinavische- und Nord Deutsche Märkte antrat. Die Familie zog nach Greifensee ins Zürcher Oberland wo die in Schweden geborenen Söhne Toivo und Margus die ersten Schuljahre absolvierten. Noch heute sprechen die Beiden neben einigen Fremdsprachen Schweizer Mundart. Bevor Matti Klaar nach Kanada umzog, arbeitete er zwischen 1983 und 84 in Basel bei Anglo Swiss Re Brokers. In Vancouver führte er als Vizepräsident bei Chancellor Reinsurance Management Ltd die Skandinavischen, Finnischen, deutschsprachigen, Süd- Lateinamerikanischen und weitere Märkte, sodass die heranwachsenden Kinder dort die Schule beenden konnten. Sohn Margus studierte in Vancouver Ökonomie und Sohn Toivo ging nach Toronto, wo er Politikwissenschaft an der dortigen Uni abschloss und später bei Harvard Universität business Administration studierte. Heute arbeitet Toivo als Diplomat in Brüssel bei der EU-Kommission und Sohn Margus mit eigener Firma in Estland und Schweden als Unternehmensberater und Lektor im Bereich Brandcreation. Der Wunsch in die estnische Heimat zurückzukehren war in der Familie tief verwurzelt . Aus Vancouver ging es direkt nach Estland. Hier konnte Matti Klaar, die SwissRe davon überzeugen, dass es im wieder unabhängigen Baltikum nun Sinn machen würde, in Tallinn eine Niederlassung der Rückversicherung für das Baltikum zu gründen, was auch gelang. Und so blieb er bis zu seiner Pensionierung Chef der SwissRe Vertretung mit Sitz in Tallinn. Auch als Honorargeneralkonsul amtete er bis zur Pensionierung. Danach wirkte Matti Klaar noch als Gouverneur des nationalen Lions District Estland. Ferner war er nach seinem Mandat als Honorargeneralkonsul als Mitglied des Aufsichtsrates der Finanzinspektion der estnischen Staatsbank, Eesti Pank , tätig. Als Chorsänger und Präsident engagierte er sich im Herrenchor „Eesti Teaduste Akadeemia Meeskoor“ und in seiner Freizeit liebte er es, Bilder zu malen. Auch bei Trüb Baltic, dem Schweizer Kreditkarten und ID-Kartenhersteller, wirkte er eine Zeit lang in dessen Verwaltungsrat. So waren denn an der Totenfeier in der Lutherisch- evangelischen Kirche in Viimsi über 200 Personen versammelt, wo seine tapfere, nun verwitwete, Gattin Liis Klaar, zum Abschied ihres Gatten in einer ergreifenden Ansprache einen umfassenden Lebensrückblick über ihren verstorbenen Gatten, nach über 50 Jahre gemeinsamer Ehe vor trug; während Mattis Herrenchor den feierlichen Anlass mit Gesang begleitete. Viele seiner Wegbegleiter waren in die Kirche gekommen, davon zahlreiche Mitglieder des Lions Clubs. Und auch der Schweizer Verein, mit dem neuen Honorargeneralkonsul, Andreas Lehmann , erwies Matti Klaar die letzte Ehre. Unvergesslich bleiben die zahlreichen Schweizer Bundesfeieranlässe jeweils Anfang August über die Jahre für die Schweizer vor Ort, (Foto) in Klaars Waldhaus am Meer. In einem persönlichen Handschreiben bekundete der VR-Präsident der Schweizer- Rück, Walter B. Kielholz dem verstorbenen seine Wertschätzung im Hinblick auf seinen Einsatz in der weltweit zweit grössten Rückversicherungsorganisation Swiss Re.